Inspiration

Spontane Begegnungen im öffentlichen Raum

Durch die Malerei verliere ich das Gefühl für Raum und Zeit. Das Bild richtet sich dann nicht mehr nach der Zeit, sonder die Zeit nach dem Bild.
Während ich male höre ich oft Soul oder Jazz- Musik.
Diese abwechslungsreiche Tonkunst unterstützt den Auseinandersitzungsprozess mit den Farben.
Das urbane Leben faszinierte mich schon als kleiner Junge. Die hohen Gebäude, die Architektur und die kulturelle Vielfalt, lösten in mir Bewunderung
und Faszination aus.
An diesen Gefühlen hat sich bei mir bis heute nichts geändert. Meine Inspiration erfolgt aus einer Vielzahl spontaner Begegnungen im
öffentliche Raum. Soziale Themen wie Armut, Einsamkeit, Ausgrenzung, Diskriminierung, aber auch Beziehungen oder Leidenschaft erlangen bei
mir eine höhere Aufmerksamkeit.
Ich versuche die sozialen Diversitäten in den Bildern festzuhalten. Als Künstler des öffentlichen Raumes spielt zu den genannten Sujets
auch die Perspektive eine wichtige Rolle. Diesen Moment fange ich mit unterschiedlichen Techniken ein.
Die Freihandskizze sowie die Fotografie dienen mir als geeignete Methoden, um Energie und Dynamik im Strassenleben festzuhalten.

 


 

Ausstellung:                                                     
Rhytm – Zeitgenössische Kunst
01.11.2015 – 03.01.2016
Vernissage: 14.11.2015 /17-20:30 Uhr

Wo:
Im Restaurant Bubbles Cafe – Bar
Werdstrasse 54
8004 Zürich

„RHYTM“
BRENNPUNKTKÜNSTLER DES URBANEN RAUMS

Ob mit Tusche, Flizstift, Kugelschreiber oder Bleistift –Rhytm– hat sein Skizzenbuch immer und überall dabei.

Geboren und aufgewachsen ist  Timothy aka Rhytm in Biel (Schweiz) in einem musikalisch-künstlerischen Umfeld, in dem Kreativität und Freiheit eine grosse Rolle spielten. Der Künstlername „Rhytm“ verbindet die Leidenschaft zum Rhythmus und der Bewegung. Schon im Jugendalter beschäftigte er sich mit futuristischen und surrealistischen Malereien und Illustrationen. Auch die Auseinandersetzung mit der Farbpalette war bereits zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Aspekt. Salvador Dali und H.R. Giger waren erste Idole, die Rhytms Kunst grundsätzlich beeinflussten. Ein weiterer Einfluss stammt aus der Hip Hop Bewegung. Ebenso befasste und identifizierte er sich bereits sehr früh mit der B-Boy Kultur. Diese gab ihm Halt und Sicherheit in einer sich stets wandelnden Gesellschaft. „The art on the streets“, wie er es selbst nennt, „beinhaltet jegliche kreative Ausdrucksformen, welche im öffentlichen Raum ihren Ausdruck finden“ (Zitat Rhytm). Musik, Streetart, Breakdance – all dies spricht für Urbanität und Kreativität. Diese schwungvolle und energiegeladene Mischung prägte Rhytms Jugend und hält bis zu seinem heutigen künstlerischen Ausdruck an.

Durch die künstlerische Ausbildung an der F+F Schule für Kunst und Design in Zürich von 1997-2001 im Studiengang für angewandte Kunst und Mediendesign entschied Rhytm sich aktiv und aufrichtig der Kunst hinzugeben und entwickelte so seinen eigenen Stil.

Seine Arbeiten wirken dynamisch, lebendig und doch einfühlsam. Er stellt diverse perspektivische Ansichten zusammen dar, sodass das Gesamtwerk wie eine Fotographie mit einer nicht intakten oder gesplitterten Linse wirkt. Durch die zahlreichen Fluchtpunkte in einem Bild, wirken die Werke auf den Betrachter entfremdet und bizarr. Wichtig erscheinen ihm dabei die räumlichen und linearen Verhältnisse der Objekte, die durch verschiedene perspektivische Ansichten monumental wirken. Durch die farblichen Nuancen zeigt sich die sensible Beobachtungsgabe des Künstlers.

Um den Puls der Stadt in ihrer alltäglichen Hektik, Bewegung, Stillstand und Ruhe zu erfahren, geht Rhytm auf die Strassen von Zürich. Dort beobachtet und skizziert er alles was um ihn herum passiert, wie ein Wissenschaftler, der eine Feldstudie im öffentlichen Raum betreibt. Mit einer einfachen Ausrüstung, die ein Skizzenbuch, Filzstifte und einen Klappstuhl beinhaltet, sitzt er an den verschiedensten Orten von Zürich und lässt sich durch die Dynamik des Moments inspirieren. So entstehen erste Entwürfe und Skizzen. Diese Skizzen beinhalten eine Ausdruckskraft, die in den später ausgearbeiteten Werken tiefere Beachtung erlangt. Dies ist ein sehr wichtiger Teil von Rhytms Schaffensweise, der seinen Bildern damit diese bestimmte Ausdruckskraft gibt. Ihn begeistern die Strassen, der Groove, die dynamischen Bewegungen der Menschen und Maschinen. Genauso inspirieren ihn diverse Gerüche, Lärm, Geräusche und Stimmungen die in der Luft liegen. Zu dem bereits erwähnten urbanen Stadtbild kommt das Lebendige und Fühlende dazu – der Mensch. Aus groben Linien und breiten Pinselstrichen entstehen markante Visagen und Gesichtszüge. Durch das lange und genaue Beobachten der Welt um sich herum, wiederspiegeln die dargestellten Menschen in seinen Bildern mittlerweile Archetypen der Gesellschaft. Egal welche Altersklasse oder soziale Schicht, mit allen Sinnen protokolliert er malerisch die Umgebung und so findet jeder Mensch ein Platz in seinem Skizzenbuch oder schlussendlich auf der Leinwand. Liebe, Frohsinn und sozialpolitische Themen zeichnen die Werke von Rhytm aus. Deshalb sieht er sich selbst als „Brennpunktmaler“ des Alltags.

„Meine Motive sind soziale Geschichten aus dem Alltag. Ich erkenne mich auch als Brennpunktmaler des öffentlichen Raumes.“ (Zitat Rhytm)

Beispielsweise wird im Bild „Egoismus“ von oben auf eine befahrene Strasse geblickt. In der rechten oberen Bildhälfte ist ein Fussgänger nur schwer erkennbar. Der Fussgängerstreifen ist fast ausgeblasst. Die starken und komplementären Farbkontraste unterstreichen den „Drive“ der Verkehrssituation. Die Hektik, die Unübersichtlichkeit der Situation und die Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern lässt in Einbezug des Titels eine Anlehnung zur Alltagsituation und Gesellschaft vermuten. Jeder will zuerst an das Ziel kommen, wenn möglich schnell, effizient und alleine. Verpackt in lebhaften, heiteren Farben wiederspiegelt dieses Werk eine seröse und auch etwas traurige Wahrheit unseres Zeitgeistes. So weisen die Bilder von Rhytm einen ambivalenten Doppelcharakter auf. Durch seinen freisinnigen, frischen und unbeschwerten Malstil zeugen die Werke von einer farbigen und harmonischen Ästhetik. Bei genauerem hinsehen jedoch, wird aus der Perspektive des Künstlers eine ernsthafte und tiefgründige sozialkritische Analyse der Gesellschaft vorgenommen.

Tania Di Brita  / B.A. Kunstgeschichte

Music RHYTM